Die Rasse Charolais

Die Rasse Charolais:

Herkunft

Verbreitung

Rassebeschreibung

Herkunft

Die Charolaisrasse stammt aus Frankreich. Sie ist eine sehr alte Rinderrasse mit einer bemerkenswerten Geschichte.

Sie entstand im Laufe der Jahrhunderte als ein Zweig der großen Jurarassen Mittel- und Osteuropas, die sich in Mittelfrankreich im Brionnais festgesetzt hatte. Auf den Hügeln und in den Tälern, die mit dem die Feuchtigkeit haltenden Lias-Ton bedeckt sind, haben die natürlichen Gegebenheiten eine Rasse herausgebildet, die den Namen ,Charolais’ erhielt.

Die Rasse blieb bis 1773 in der Gegend um Charolles, einem kleinen an der Arcone (Nebenfluß der Loire) gelegenen Ort mit fruchtbaren Böden und guten Weiden.

Von dort aus zog Claude Mathieu mit seiner Herde nach Anlezy, unweit von Nevers im Nièvre. Er brachte neben seinem weißen Vieh auch seine Zucht- und Haltungsmethoden mit.

Die Wiesen und das Charolais-Vieh verbreiteten sich bald über das ganze Gebiet der Nièvre und dehnten sich bis zum Germigny-Tal im Gebiet Cher aus. Die Rasse mit dem ausgeprägten und robusten Knochengerüst diente überwiegend als Arbeitstier

Während des 19. Jahrhunderts halfen die Rassen des Charolais und der Nièvre an der Entwicklung der Zuckerrübenkultur im Norden und der Ile de France mit. Nach zwei Arbeitsjahren, in denen die Zuckerrübenernte die Hauptbeanspruchung ausmachte, wurden diese Arbeitstiere mit Rübenschnitzeln gemästet und erbrachten bei ihrer Schlachtung eine hervorragende Fleischmenge mit einer guten Schmackhaftigkeit.

Schon 1850 trugen die Rinder des Charolais bei dem ,,Nationalen Wettbewerb von Poissy’’ den ersten Preis davon.

Seit 1960 wurden Charolais-Rinder verstärkt in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um reinrassige Zuchttiere wie Jungbullen, tragende Färsen oder Jungrinder. In jüngerer Zeit vermehrt sich der Import von französischen männlichen Absetzkälbern zur Weitermast, sogenanntem Magervieh, in die intensiven Mastbetriebe der bundesdeutschen  Ackerbaugebiete, wo sie mit Maissilage, Schlempe oder Zuckerrübenblatt ausgemästet werden.

Verbreitung

Die Charolais sind in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem sehr interessanten Exportartikel der französischen Landwirtschaft geworden. Aus kleinen Anfängen, die ersten Exporte erfolgten 1920-1930 nach Argentinien, Brasilien, Mexiko, USA und Kanada, entwickelt sich der Export ab 1950 zunächst noch zögernd. Portugal und Südafrika und erstmals Deutschland traten als Käufer auf. Aber ab 1960 gab es einen größeren Durchbruch im Export nach Südamerika. In den nächsten Jahren folgten dann viele andere Länder, und schon 1965 wird von 2000 in 25 verschiedene Länder exportierten Zuchttieren berichtet. Ende 1970 konnte festgestellt werden, daß insgesamt 15.576 Zuchttiere, darunter 2.558 Bullen, in 74 Länder der Welt exportiert wurden. An der Spitze der Importländer stehen Spanien und Argentinien, und zwar mit mehr als 2.500 Tieren, gefolgt von Rußland und Kanada, die etwa die Hälfte dieser Anzahl einführten. In einer größeren Anzahl der Importländer spielen die dort gegründeten Herdbuchgesellschaften bereits eine beachtliche Rolle. Am bekanntesten dürften die in der USA, Kanada, Südamerika , England, Irland und den nordischen Ländern sein. Besonders bemerkenswert ist das Eindringen der Charolais in die klassischen Länder der traditionsreichen englischen Fleischrassen. Die Charolais-Herdbuchgesellschaften sind seit 1964 auf internationaler Ebene in der ,,Fédération Internationale des Associations d’Eleveurs de la Race Bovine Charolaise’’, unter dem Vorsitz von M. Emile Maurice, dem Ehrenpräsidenten des französischen Herdbuches, zusammengeschlossen. Es werden internationale Charolais-Kongresse veranstaltet.

 

In der Bundesrepublik liegen die Schwerpunkte der Charolais-Reinzucht in den Landesteilen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Schleswig-Holstein und Hessen. In den südlichen Landesteilen Bayern und Baden-Württemberg konnten sich die Charolais-Zuchtrinder wegen der Hausmacht der Fleckviehzucht noch nicht so recht durchsetzen.

Eine immer größere Verbreitung von Charolais ist in den Mastbetrieben zu beobachten; Experten schätzen den Export von Magervieh zur Weitermast allein aus Frankreich auf 30-50 Tsd. Kopf pro Jahr.

Bei der Verbreitung der Rasse spielte ihre Überlegenheit in den Masteigenschaften eine zentrale Rolle. Auf den Absetzerversteigerungen in Nordrhein-Westfalen, bei denen überwiegend Charolais oder Charolais-Kreuzungen den Besitzer wechselten, fand die neue Rasse eine Popularität, die zur Zeit ihresgleichen sucht.

Rassebeschreibung

Die Charolais-Rasse war schon immer eine Mastrasse. Die Milchgewinnung ist dem Kalb vorbehalten.

Ein Charakteristikum für die Reinrassigkeit ist zunächst die Farbe. Das an sich kräftige, aber sich der Umwelttemperatur anpassende Haarkleid soll einfarbig weiß, vereinzelt auch cremefarbig sein und ebenso wie die Schleimhäute keine Pigmentflecken enthalten. Der Kopf soll verhältnismäßig klein und kurz sein, jedoch kräftige Backen und ein großes Flotzmaul besitzen. An den kurzen Hals schließt sich eine tiefe Brust mit ungewöhnlich stark bemuskelter Schulter an. Stark gewölbte Rippen schaffen Raum für einen vollen Rumpf und einen breiten voll bemuskelten Rücken, der sich in einer sehr breiten und dicken Lende fortsetzt. Der Rücken soll im wesentlichen horizontal verlaufen, ohne jedoch eine rasseeigentümliche Elastizität auszuschließen. Die Hüfte wird ebenso wie das Kreuz breit gewünscht, jedoch mit ihren Höckern leicht zurücktretend. Das möglichst lange Becken, in abgerundeten Formen, bildet mit den vollen, tief bis zum Sprunggelenk reichenden Keulen die Hinterhand. Dieser mehr in die Länge als in die Breite und Höhe entwickelte Muskelkörper soll von relativ kräftigen, korrekt gestellten Gliedmaßen getragen werden.

Die Durchschnittsgewichte und -maße ausgewachsener Zuchttiere sind aufgrund umfangreichen Materials wie folgt festgestellt:

Maße und Gewichte:

Kühe

Bullen

 

Kühe

Bullen

           

Lebendgewicht

735 kg

1.140 kg

Brusttiefe

73 cm

83 cm

Widerristhöhe

132 cm

142 cm

Hüftbreite

58 cm

62 cm

Rumpflänge

165 cm

180 cm

Beckenlänge

55 cm

57 cm

Brustumfang

203 cm

244 cm

     

Diese Daten werden natürlich von den Spitzentieren bei weitem übertroffen. So sind Prämienkühe mit Gewichten von 900-1.000 kg und darüber sowie Bullen, die ein Gewicht von 1.400 kg überschreiten, bei entsprechend erhöhten Maßen, keine Seltenheit

Die hohen Gewichte der Tiere gehen einher mit einem gutmütigen und ruhigen Charakter, welcher sich positiv auf die Mastergebnisse auswirkt. Die grundsolide durchgezüchteten Tiere können in den unterschiedlichsten Umweltbedingungen mit positivem Erfolg gehalten werden. Extreme Kälte in Kanada sowie die andauernde Hitze in Mexiko, das feuchte Klima Englands sowie die trockene Kälte Rußlands seien hier zur Verdeutlichung genannt. In Ländern, die über viel Fläche verfügen, werden die Charolais überwiegend im Freien gehalten; BR Deutschland überwiegt der Weidegang im Sommer und die überdachte Stall-(z.T. Offenstall-)haltug in den Wintermonaten.

Besonders geeignet sind die Charolais für die Einkreuzung in Milchviehrassen zur Verbesserung der Einkommen der Landwirtschaft auf dem Sektor der Fleischerzeugung. Als von jeher auf Fleischleistung durchgezüchtete Rasse vererbt sich ein gekörter Charolais-Bulle in einer Milchviehherde in jedem Fall positiv, da er genetisch gesehen das Gewicht des Kreuzungspartners übersteigt. Gezielte Züchtungsarbeit haben die Schwergeburtenrate bei diesen Kreuzungsanpaarungen auf das in der Milchviehrasse bekannte Maß reduziert. Einkreuzungen vonCharolais-Bullen auf Milchviehkühe verbessern die Endgewichte und die Ausschlachtungen beim Mastvieh. Diese beiden Faktoren führen in der Regel zu höheren Preisen beim Absatz, ob nun als Kalb oder Absetzer zur Weitermast der beim Verkauf der ausgemästeten Tiere an den Metzger.

Das Zuchtziel ist ein schnellwachsendes schweres Fleischrind mit viel Muskulatur an Schulter, Rücken, Lende und Keule, das bei Schlachtreife ein leicht marmoriertes Qualitätsfleisch ohne starke Fettauf- und Fetteinlagerung liefert. Es wird ein robustes Tier verlangt, welches je nach Gegebenheiten unter wenig aufwendigen Bedingungen gehalten werden kann. Regelmäßiges problemloses Abkalben ist die Vorbedingung für eine wirtschaftliche Haltung der Mutterkuhherde.

Gute Muttereigenschaften der Mutterkuh mit genügend Milch und von Geburt an vitale Kälber gehören ebenso zum Zuchtziehl wie die Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Umweltbedingungen.

Eine hohe Ausschlachtungsrate bei hoher Fleischqualität und eine geringe Verfettung auch bei hohen Mastendgewichten sind die Ziele dieser Rasse bezüglich des Schlachtkörpers. Der angestrebte große Rahmen der Tiere begründet sich in dem Ziel, möglichst viel wirtschaftseigenes Futter gewinnbringend zur Fleischerzeugung einsetzen zu können.

 

Für erwachsene Tiere gelten im Bundesgebiet folgende Maße und Gewichte als erstrebenswert:

Maße und Gewichte:

Gewicht

Kreuzhöhe

     

Kuh

700 - 900 kg

135 - 145 cm

Bulle

1.100 - 1.300 kg

142 - 155 cm

Autor: Willi Zachert